Ratschläge für den Wiedereinstieg

Es geht vor allem um die Frage, wie viel Vorbereitungszeit benötigen die Mannschaften, wenn der Fußball in Thüringen wieder rollt (von Herrn Dr. Ullmann).

Aber damit erschöpfte sich die Unterredung keineswegs. Der Erfurter Mediziner rät, das haben wir bereits kommuniziert, je nach Bindung zwischen Trainern und Spielern zu einer Vorlaufzeit von vier bis sechs Wochen. Wir wollen an dieser Stelle weitere Ratschläge und Hinweise, die der bekannte Orthopäde dem TFV-Spielobmann gab, ergänzen.

Wie bereits ausgeführt, sieht Dr. Ullmann in der Frage des Wiedereinstiegs nach dem sportlichen Lockdown einen Unterschied zwischen den Altersgruppen. Er sagt: „Im Kleinfeldbereich, also im Kinderfußball, drückt man auf den Knopf. So wie es früher nach den großen Ferien im Sommer nach fünf, sechs Wochen ohne Training gewesen ist, geht es heute unverändert weiter. Kinder brauchen eine geringere Vorlaufzeit als die Großfeldspieler.“

Ob die Coronapause drei oder vier Monate dauere, sei unerheblich, so Ullmann. Er betont: „Wird ein Spieler länger als sechs Wochen aus seinem Belastungs-Rhythmus herausgenommen, braucht es einen methodischen Aufbau mit einem Grundlagen-Ausdauer-Programm. Die Folgen sind sonst Verletzungen oder Leistungsschwäche.“

Für den Wiedereinstieg schlägt er dieses Training vor: „Zwei Aspekte sind entscheidend: Wie sehr habe ich als Trainer während der Coronapause meine Spieler im Griff und schaffe die athletischen Voraussetzungen durch individuelles Training. Habe ich das erledigt, fange ich wie sonst auch nach der Winterpause an und gehe in die Fußball-Spezifik über. Erfolgte keine allgemeine Ertüchtigung während der Coronapause, müssen in den ersten Trainingseinheiten danach die Schwerpunkte auf Athletik und Koordination gelegt werden.“

Auf die Frage, was der TFV tun könne, um das Risiko schwerer Verletzungen zu verringern, antwortet Dr. Ullmann: „Sicher ist es gut, wenn der Verband in engem Kontakt zu vielen seiner Trainer steht, die Bedürfnisse abfragt. Wenn ich die Fachkompetenz weitergeben kann an Vereine, die nicht professionell aufgestellt sind, würde ich mir Programme überlegen, wie etwa in Kleingruppen trainiert werden kann. Aus dieser Corona-Pandemie gehen wir nicht von heute auf morgen mit einem großen Schlag heraus. Es entstehen sicher Übergangsszenarien. In Phasen der Teillockerungen ist es im Fußball in meinen Augen möglich, dass man in Kleingruppen, etwa zu viert, Trainingseinheiten durchzieht. Da wäre die pädagogische Anleitung sicher ein guter Schritt. Und ich würde mir Gedanken um die Altersgruppe 17 bis 19 machen.“

Was er mit dem letzten Gedanken meint, erläutert er so: „Viele Junioren laufen seit zehn, zwölf Jahren einem Ziel hinterher. So wollen im Männerbereich Fuß fassen, haben aber seit einem halben Jahr, vielleicht noch länger, keine Präsentationsfläche. Die können sich nirgendwo anbieten. Nun ist die Frage, ob man verbandsintern eine Art zusätzliches Sichtungsgespräch oder Turnier anbietet, um diesen jungen Leuten einen Plattform zu geben und um ihnen das Gefühl zu vermitteln, da ist jemand, der sich um mich kümmert. Sie fallen sonst in ein Loch.“

Er rät aktiven Spielern, quasi als Übung für jeden Tag und für jede Gelegenheit, zu einem 30-Minuten-Programm. Dazu gebe es auf der DFB-Internetseite viele Anregungen, etwa für den Bereich Beweglichkeitsverbesserung oder Kräftigung. Unser Gesprächspartner abschließend  wörtlich: „Ich würde ein tägliches Stabilisationsprogramm mit einem Minimum von fünf bis sechs Übungen aus dem Fifa-11+-Programm  empfehlen.“

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